Von Cubières-sur-Cignoble starten wir auf der D14 Richtung Soulatgé mit
unserem ersten Col des Tages,
dem kleinen Col d’en Guilhem auf 498m Höhe.
Die nächsten 23 km folgen wir der D14 bis Padern, zunächst aber rollen wir den Pass hinab durch
den Wald und durchqueren das
kleine Dorf Soulatgé.
Das Wetter ist heute nicht in Topform, es ist zwar trocken und mit 17°C einigermaßen mild, aber die
Sonne läßt sich nur selten blicken. Höhere Lagen sind bereits in Wolken gehüllt, so ist auch vom
Château Peyrepertuse
heute nicht viel zu sehen.
Es geht weiter stetig abwärts und damit ändert sich auch das Mikroklima. Kurz vor dem Dorf
Rouffiac, das wir links liegen lassen, sehen wir
die ersten Weinstöcke,
bei Soulatgé ist das Klima noch ungeeignet für den Weinanbau. Erstaunlich, was die wenigen Meter
ausmachen. Vor Rouffiac geht es aber erst einmal wieder etwas hoch. Wir müssen den Doppelpass
Col de Grès und Col de la Croix dessus überwinden, der aber nicht besonders weh tut. Auf der anderen
Seite liegt wunderschön über dem Tal
Duilhac unterhalb des Châteaus von Peyrepertuse.
Und weil Peyrepertuse eine der Haupt- Touristenattraktionen ist, hat sich das Dorf den Schloßnamen
gleich mit einverleibt und nennt sich offiziell
Duilhac sous Peyrepertuse (unterhalb Peyrepertuse).
Nachdem wir 100 hm hinab gerollt sind geht es noch einmal kurz hoch, vom Col de Tribi
(ohne Namensschild) sehen wir noch einmal zurück auf Duilhac unter dem
wolkenverhangenen Peyrepertuse.
Wenig später erreichen wir
Cucugnan, jenes kleine herausgeputzte Dorf,
das in Frankreich durch
eine Erzählung des Schriftstellers Alphonse Dodet jedem Kind bekannt ist. Dementsprechend ist
das Dorf ein Anziehungspunkt für Touristen und es ist auch wirklich ganz hübsch anzuschauen.
Wenn nicht gerade Hauptsaison ist sollte man sich ruhig mal die Zeit nehmen und in das Dorf
und bis zur Windmühle hochzufahren. Die Geschichte von Alphonse Dodet wird übrigens in der
Saison mehrmals am Tag in einem kleinen Theater aufgeführt. Es geht um den listigen Pfarrer,
der die Dorfbewohner, die sich nicht viel um Glaube und Kirche scheren durch seine wortgewaltigen
Predigten über die Höllenqualen, die den vom Glauben abgefallenen drohen, wieder in
seine Kirche lockt.
Von hinten kommt jetzt
eine große Gruppe angerauscht,
es ist der Velo Club von Perpignan, der von seiner Samstagsausfahrt zurückkommt. Da mir im Tal
ein ziemlich kräftiger Gegenwind entgegen bläst,
klinke ich mich dankbar in die Gruppe ein.
Mit einem kleinen Schwätzchen erreichen wir so ohne Anstrengung Padern, wo sich unsere Wege
wieder trennen. Wir nehmen links
die Brücke über die Verdouble
und nehmen die erste Gorge des Tages in Angriff, die Gorges de Torgan. Zunächst ist aber erst
einmal Stau, allerdings kein Autostau, sondern ich stehe plötzlich vor einer
Reitergruppe,
die hier Rast gemacht hat und gerade im Begriff ist, aufzubrechen. Vorsichtig fahre ich an den
Tieren vorbei, man weiß ja nie, ob eines plötzlich scheut und weiter geht es die Torgan hinauf.
Der untere Teil des Tales ist noch breit und die Flußufer von
grünem Dickicht bewachsen.
Je weiter man den Fluß
in einem leichten Anstieg hinauffährt
um so mehr zieht sich das
Tal zur Schlucht zusammen.
Der Fluß schlängelt sich jetzt durch den nackten Fels und hat manchmal
zum Baden einladende Vertiefungen
geformt. Wenn es etwas wärmer wäre, könnte man sich hier prima abkühlen.
Schließlich erreichen wir Maisons, was auf Deutsch Häuser heißt, und in der Tat,
es gibt hier Häuser.
Viel mehr braucht es ja auch nicht für einen Ort. Man sieht auch viele Ruinen in der Landschaft,
ist dann
aber kein Ort.
Die Straße schlängelt sich weiter durch die einsame Landschaft zum
Col du Prat (444m)
hinauf. Die Cols werden jetzt auch etwas steiler, sind allerdings mit 5% immer noch locker fahrbar.
In
Davejean
folgen wir der Straße und halten uns links, es ist nichts ausgeschildert. Es geht noch einmal 100 m
hinauf zum Col Saint Martin. Unten auf der Hauptstraße nach Lagrasse halten wir uns rechts und
rollen noch leichtfüßig den Col de Bedos hinauf. Dort oben geht es links ab und nach kurzer
Abfahrt den
Col de Termes
hinauf. Die nächsten zehn Kilometer geht es nur abwärts durch die zweite Schlucht des Tages,
die Gorges du Terminet. Auf dieser und anderen kleinen Straßen dieser Gegend sieht man immer
wieder akkurat beschnittene Büsche am Straßenrand stehen, das wirkt etwas surreal, wenn man bedenkt,
dass man hier
kilometerweit von der nächsten Ortschaft
entfernt ist und es einsamer nicht sein kann. Trotzdem scheinen die Leute aus dieser Gegend zu finden,
dass ein bißchen künstlerische Gestaltung auch mitten im Wald einen Sinn macht und der Landschaft einen
etwas zivilisierteren Charakter verleiht. Man sieht stufenförmig beschnitten Büsche, manchmal erkennt
man auch Bänke, Sofas und Stühle. Diese Gebilde sollen wohl den müden Touristen dazu animieren das
nächste Gasthaus zu besuchen. Für eine Rast würde sich zum Beispiel das
wunderschön am Fluß gelegene Termes
mit seinen
vielen Bruchsteinhäusern
anbieten.
Hinter Termes
wird die Schlucht erst richtig spektakulär,
es wird enger
und ein gewaltiges Felsmassiv scheint
den Ausgang der Schlucht
zu versperren. Zwei kurze Tunnel führen durch diesen Berg. Auf der anderen Seite
weitet sich die Schlucht zu einem weiten Tal.
Auch der Fluß hat einen Weg über diese Felsklippe gefunden und fließt jetzt tief unter uns, um
sich etwas weiter unten mit der Orbieu zu vereinen. Wir wechseln die Schlucht und fahren das
Orbieutal hinauf Richtung Montjoi. Von der höher gelegenen Straße bekommt man aber nicht den
richtigen Schluchteindruck, man ahnt nur, dass
der Fluß irgendwo dort unten sein muß (P043).
Das Dörfchen Montjoi liegt in exponierter Lage
hoch über dem Fluß.
So, jetzt wird es noch mal ernst, vorbei die schmalbrüstigen Cols, die wir bisher sozusagen
nebenbei eingesammelt haben, jetzt steht noch mal ein Brocken vor uns: Der Anstieg nach Bouisse
und zum namenlosen Col darüber ist 450 hm lang mit anständigen 5,7% im Schnitt. Wer sich diese
Schleife nicht mehr antun will, kann jetzt auch weiter die Orbieu hochfahren und kommt über
Lanet und Auriac zurück nach Cubières. Allerdings ist bei dieser Abkürzung auch noch der Col
de Redoulade zu überqueren. Aber den Aufstieg nach Bouisse mit herrlichen Panoramablicken über
die Schlucht sollte man sich nicht entgehen lassen. Erst von hier oben erschließt sich,
wie
tief der Fluß diese Schlucht in den Fels hineingefräst
hat. Tief unten liegt Montjoi wie auf einer überhängenden Felsklippe.
Oben in Bouisse fahren wir in die tiefliegende Wolkenschicht hinein, es wird grau und neblig,
bleibt aber trocken und die Temperatur einigermaßen erträglich. Der Nebel macht die Gegend hier
oben noch einsamer und trostloser als sie schon ist. Die Straße führt manchmal quer durch einen
einzeln stehenden Bauernhof. Ich bin froh, als es endlich wieder hinunter geht nach Arques und
das Salstal aus den Wolken auftaucht. Von Arques fahren wir über Rennes-les-Bains und
Bugarach wie in
Tour 12
beschrieben zurück nach Cubières.
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