Tour 12: Gorges d'Orbieu [91km 1600hm H/K:17,6]

Karte der Rennradtour durch das Milobre Massiv, um den Pic de Bugarach und durch die Gorges d'Orbieu Karte
Höhenprofil der Rennradtour durch das Milobre Massiv, um den Pic de Bugarach und durch die Gorges d'Orbieu Höhenprofil
Streckenplan der Rennradtour durch das Milobre Massiv, um den Pic de Bugarach und durch die Gorges d'Orbieu Streckenplan
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Von Cubières-sur-Cignoble starten wir auf der D14 Richtung Soulatgé mit unserem ersten Col des Tages, dem kleinen Col d’en Guilhem. Mit 498 m Höhe und 50 hm Anstieg muß der aber noch ein bißchen wachsen, um wirklich ernst genommen zu werden. Aber in Frankreich ist wirklich jeder noch so kleine Buckel als Col ausgewiesen und Pässejäger kommen hier voll auf ihre Kosten.

Die nächsten 5 km rollen wir den Pass hinab durch den Wald bis in das kleine Dorf Soulatgé, wo links die D10 Richtung Auriac abgeht. Die erste wirkliche Herausforderung des Tages liegt vor uns, der Col de Redoulade, ein schon ganz respektabler Anstieg von 300 Höhenmetern, gestreckt auf 5,5 km, wobei aber gerade die letzten 3,8 km mit 6,9% schon in die Beine gehen. Aber die Straße ist wie meistens in dieser Gegend autofrei und angenehm zu fahren. Einzig zwei Kastanien- sammelnden älteren Damen bin ich begegnet, die mich freundlich zum Probieren einluden, was ich aber dankend ablehnte, da ich gerade meinen Tritt gefunden hatte und auch noch einiges vor mir hatte. So fahre ich denn weiter durch diese endlos einsamen Kastanienwälder, die jetzt im Herbst ihre ganze Jahresproduktion auf die Straße abwerfen. Ich fahre praktisch auf einem Teppich von Kastanien. Zum Glück scheinen die Stacheln nicht sehr hart zu sein, ich habe Angst um meine Reifen, aber alles geht gut und ich erreiche den Col auf ausgewiesenen 752m Höhe.

Auf der Abfahrt Richtung Auriac dann das nächste Problem: Mitten auf der Straße steht ein Stier, und wer schon mal so ein richtig bulliges Muskelpaket gesehen hat, der kann vielleicht nachvollziehen, das es mir bei diesem furchteinflößenden Anblick kalt den Rücken runter läuft. Also halte ich erst einmal an, zaudere, ob ich zurückfahren soll, wozu ich natürlich gar keine Lust habe und beobachte das Tier, das keine Anstalten macht, die Straße freizugeben. Schließlich fasse ich mir ein Herz, blicke ihm noch einmal tief in die Augen und fahre dann ganz langsam an dem Koloß vorbei; und dann trete ich richtig in die Pedalen und stelle einen neuen Abfahrtsrekord auf, vielleicht will er mich ja doch noch von hinten auf die Hörner nehmen. Aber der Stier bleibt stehen und schaut mir nur verständnislos nach. Scheinen ja doch ganz friedliche Tierchen zu sein, diese Corbiere Bullen.

Nach diesem überstandenen Abenteuer erreiche ich wieder die Zivilisation in Auriac, das aber eigentlich auch nur aus der Burgruine besteht. Aber immerhin, dieser Fleck mit seinen 35 Einwohnern darf sich schon Dorf nennen, denn er erfüllt die drei wichtigsten und unabdingbaren Kriterien: es gibt eine Mairie (Rathaus, im Hintergrund), ein Ehrenmal für die Gefallenen des ersten Weltkriegs und eine öffentliche Telefonzelle.

Weiter geht’s abwärts nach Savignan, das im Wesentlichen auch nur aus der Brücke über die Orbieu besteht, hier gibt es noch nicht einmal eine Telefonzelle. Die Orbieu, die nur etwas weiter westlich in Fourtou entspringt, werden wir jetzt eine ganze Weile entlang fahren. Wir fahren aber nicht Richtung Quelle, sondern hinter der Brücke rechts Richtung Lanet. Nach einigen Kilometern kommen wir auf die D613, auf der wir kurz rechts über die schöne Pont d’Orbieu Richtung Mouthoumet und direkt hinter der Brücke wieder links weiter an der Orbieu entlang nach Lanet fahren. Links passieren wir das schön restaurierte Chateau von Lanet aus dem 13. Jahrhundert, das heute in Privatbesitz ist. Hinter Lanet führt die Straße durch eine dicht mit Pappeln, Weiden, Erlen und den typischen mediterranen Eichen bewachsene Schlucht , die der Fluß hier in das weiche Karstgestein geschnitten hat.

Bei Montjoi weitet sich die Schlucht wieder etwas, wir folgen weiter der Orbieu auf der D212. Drei Kilometer hinter Montjoi verlassen wir das Orbieu- Tal nach links Richtung Lainière, und jetzt kommen wir an die zweite Herausforderung des Tages (wenn man den Stier nicht mitzählt). Der Col de la Loubière ist 599 Meter hoch, von denen wir etwa 350 Höhenmeter auf den nächsten 6.5 Kilometern mitnehmen werden. Der sehr gleichmäßige Anstieg ist angenehm zu fahren und immer wieder gibt es schöne Ausblicke über die Hügelketten dieser einsamen Berglandschaft mit Wäldern bis zum Horizont. Der Col selbst liegt weniger spektakulär mitten im Wald und ist nur an dem obligatorischen Schild mit der Höhenangabe und daran, dass es jetzt wieder abwärts geht zu erkennen.

Wir folgen weiter der D40 bis links die D529 nach Villardebelle abzweigt. Hier geht es noch einmal 170 Höhenmeter einen namenlosen Pass hinauf und auf der anderen Seite rollen wir hinab in das wunderschön gelegene Villardebelle. Hier sollte man sich einmal eine Pause gönnen und die Ruhe und die Atmosphäre dieses Ortes genießen. Es gibt zwar hier wie in den meisten Dörfern der Corbières keine Einkehrmöglichkeit, aber hier im Schatten der Bäume zu sitzen und die schön restaurierten Häuser zu betrachten ist auch sehr erholsam.

Wieder frisch und munter machen wir uns dann an die nächste Herausforderung, den 705 Meter hohen Col de Valmigère. Also, noch ein kurzes Stück hinter Villardebelle abwärts und dann links hoch Richtung Arques. Der Anstieg ist zwar sehr unregelmäßig aber viele Prozente kommen hier nicht zusammen, und so läßt sich dieser Col mit lockerem Tritt ohne Probleme nehmen. Oben angekommen eröffnet sich auf der anderen Seite ein grandioser Blick über das Rialsesse- Tal, die gegenüberliegenden Hügelketten, gekrönt von den Schnee- bedeckten Gipfeln der Pyrenäen. Diese Aussicht und die folgende Abfahrt zählen sicherlich zu den beeindruckendsten Erlebnissen auf dieser Tour und man sollte sich ruhig etwas Zeit lassen und den Anblick auf sich wirken lassen. Weiter unten schaut dann das bekannteste Bauwerk von Arques zwischen den Bäumen hervor, der gleichnamige Donjon mit seinen charakteristischen vier Ecktürmchen. Der Turm liegt etwas außerhalb des Örtchens und nachdem wir Arques in Richtung Couiza durchquert haben, sehen wir erst, was für ein mächtiges und wohlproportioniertes Bauwerk das ist.

Weiter geht es die D613 hinab, die eine richtig ausgewachsene Straße ist und sogar durch einen Mittelstreifen geziert wird. Trotzdem ist der Verkehr keinesfalls mit deutschen Straßenverhältnissen zu vergleichen, zumindest außerhalb der Hauptreisezeiten. Nach einigen Kilometern geht dann links die D14 Richtung Rennes-les-Bains und Bugarach ab, Anfangs noch breit und mit Mittelstreifen, bald wird sie aber wieder zu einer kleinen sich durch die Hügel windenden Provinzstraße, die wir als Radfahrer natürlich immer bevorzugen. Es geht hier an dem kleinen Fluß Sals entlang, der jetzt im Oktober auch noch etwas Wasser führt, aber er kann auch anders! In Rennes-les-Bains, das wir jetzt durchqueren hat der Fluß im September 1992 schlimme Überschwemmungen angerichtet und den Ort zu einem großen Teil verwüstet. Wer es nach den bisherigen Anstrengungen nötig hat kann sich hier in warmem Thermalwasser entspannen und die gequälten Beine pflegen lassen, Rennes-les-Bains ist dank seiner heißen Thermalquellen Kurort. Wer nur schnell eine warme Thermaldusche nehmen will kann das kurz bevor man in den Ort hineinfährt tun, dort fließt eine frei zugängliche Quelle in die Sals, zu erkennen an dem Brunnengebäude auf der rechten Straßenseite.

Es geht jetzt immer leicht bergan und bald taucht der mächtige Pic de Bugarach vor uns auf, mit 1230m der höchste Gipfel der Corbières. Leider ist er nicht mit einem Pass versehen, der Berg läßt sich nur zu Fuß besteigen. Wir müssen Vorlieb nehmen mit dem Col du Linas (667m), dem letzten Anstieg unserer Tour, den es hinter dem Ort Bugarach zu erklimmen gilt. Naja, die 200 Hm mit im Schnitt 4,6% sind eigentlich keine wirkliche Herausforderung, aber wir haben ja schon einige Höhenmeter in den Beinen und deshalb fährt es sich doch nicht mehr so leicht wie noch vor drei Stunden. Der Col selbst ist erwartungsgemäß wenig spektakulär und ist eher eine kleine Hochebene. Jetzt haben wir es so gut wie geschafft, die letzten 8 Kilometer brauchen wir uns nur noch rollen lassen, zunächst durch dichten Wald, der sich weiter unten, wo es etwas flacher wird mit Weide- und Buschland ablöst. Nach 91km haben wir wieder Cubières erreicht.


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