Tour 13: Nach Rennes-le-Château und zur Katharerburg Puivert [119km 1480hm, H/K:12.4]

Karte der Tour nach Rennes-le-Château und zur Katharerburg Puivert Karte
Höhenprofil der Tour nach Rennes-le-Château und zur Katharerburg Puivert Höhenprofil
Streckenplan der Tour nach Rennes-le-Château und zur Katharerburg Puivert Streckenplan
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Von Cubières-sur-Cignoble starten wir auf der D14 Richtung Bugarach über den kleinen Col de Bancarel. Nach kurzer Abfahrt geht es direkt hinauf zum höchsten Punkt der heutigen Rundfahrt, dem Col de Linas auf 680m. Der Anstieg ist nicht sonderlich steil und führt durch dichten Wald, was besonders an heißen Tagen recht angenehm ist. Eigentlich war für heute Sonne angekündigt, aber auf der anderen Seite des Col de Linas ist alles in Wolken gehüllt. Ob das mal gut geht?

Hinter Bugarach geht es weiter abwärts im Tal der Blanque, die kurz vor Rennes-les-Bains in die Sals mündet. Wir passieren rechts unten am Fluß den schnuckeligen Weiler la Viallasse mit einer alten Brücke und erreichen den kleinen Kurort Rennes-les-Bains, der dank seiner heißen Quellen vom Bädertourismus lebt. Man wundert sich hier vielleicht, wie hoch die Brücken und Häuser über dem kleinen Flüßchen gebaut sind, aber das kann auch anders aussehen. Im September 1992 hat die Sals schlimme Überschwemmungen angerichtet und Rennes-les-Bains zu einem großen Teil verwüstet.

Es geht weiter abwärts das Salstal hinunter bis Couiza, der Hauptstadt des gleichnamigen Kantons mit einem Chateau aus dem 16. Jahrhundert, das mit seinem quadratischen Grundriß und den vier Ecktürmen stark an den Donjon von Arques (siehe Tour 1) erinnern, wenn auch mit gänzlich anderen Proportionen. In Couiza geht es hoch nach Rennes-le-Château, dem ersten Tagesziel. Der Anstieg über knapp 300 hm ist etwa 4,7 km lang und damit im Durchschnitt 6% steil.

Belohnt wird die Mühe durch eine schöne Aussicht in das Tal der Aude und ein kleines Dorf mit einem mythischen Ruf und einer außergewöhnlichen Geschichte. Vom historischen Gesichtspunkt her war der Ort unter dem Namen Rhedae die Hauptstadt des westgotischen Königreiches Rades, bis er 1170 durch den König von Aragon zerstört wurde. Interessanter aber ist die merkwürdige Geschichte um den Pater Saunière, der Mitte des 19. Jahrhunderts hier gewirkt hat und praktisch über Nacht zu einem sagenhaften Reichtum gelangt ist. Seitdem zieht der Ort alle Arten von Schatzsuchern magisch an und heute muß die Verwaltung am Ortseingang extra darauf hinweisen, daß Grabungen im Dorf untersagt sind. Also begnügen wir uns mit einer kleinen Rundfahrt durch das Dorf und schauen uns den Magdala-Turm an, den der Pater neben vielen anderen Gebäuden von seinem Schatz bauen ließ und die seltsame Magdalenenkirche mit ihren merkwürdigen Symbolen und Skulpturen.

Rennes-le-Château liegt oben auf dem kleinen Gipfelplateau, das habe ich euch natürlich nicht gesagt, daß ihr jetzt den selben Weg zurück nach Couiza fahren müßt. Ist aber so, wir lassen uns wieder hinab nach Couiza rollen und halten uns dort Richtung Espéraza und weiter Richtung Fa und Rouvenac. Hinter Rouvenac beginnt der Aufstieg zum Col des Tougnets, der sich mit 240 hm über 7 km aber gut hoch drücken läßt. Der Col selber oben an der Straßenkreuzung nach Puivert ist nicht als solcher ausgewiesen zählt aber trotzdem als offizieller Col, da er in der Karte eingetragen ist. Die nächsten 3 km geht es hinunter nach Puivert und dann biegen wir um eine Linkskurve und plötzlich liegt das Château von Puivert fast auf Augenhöhe vor uns. Langsam pirschen wir uns an das Château heran und umrunden es fast einmal. Die Schloßherren von Puivert hatten sich im 12. Jahrhundert dem Katharismus verschrieben und so war die Burg wie die anderen Katharerburgen ein bevorzugtes Angriffsziel der katholischen Truppen während der Albingenser-Kreuzzüge. Nach nur drei Tagen Belagerung wurde die Burg 1210 erobert und teilweise zerstört, 100 Jahre später wurde sie durch ihre neuen Besitzer restauriert und erhielt ihre heutige Gestalt.

Im Dorf Puivert erreichen wir die breite D117, der wir leicht ansteigend in Richtung Quillan folgen. Hier liegt etwas außerhalb des Dorfes auch der Zugang zum Château. Ich habe einmal versucht hinauf zur Burg zu fahren, aber der Weg ist in einem äußerst schlechten Zustand und extrem steil und macht keinen richtigen Spaß. Das Château sollte man lieber besuchen, wenn man einmal mit dem Auto unterwegs ist.

Nach etwa 11 km erreichen wir den Col de Portel auf 601 m und in rasender Abfahrt geht es 300 hm hinunter nach Quillan. Im Hintergrund sieht man während der Abfahrt bereits den Pierre Lys, jenen schroffen Einschnitt, den der Fluß Aude hinter Quillan ins Gebirge geschnitten hat und durch den wir gleich fahren werden. Die Schlucht ist 2 km lang und an seiner engsten Stelle 20 Meter breit, die schroffen Felshänge stehen senkrecht wie Mauern über 300 Meter hoch. Dieser Abschnitt der Aude ist ein Paradies für den etwas wilderen Wassersport, wie Kajak, Wildwasserschwimmen, Rafting und auch für Kletterer und Freeclimber.

Hinter dem Defilé de Pierre Lys geht es noch einmal leicht hoch zum Col Camperié, aber wir haben Glück, der Wind kommt von Westen und hier im Tal der Aude weht er immer besonders kräftig. Wir haben deshalb keine große Mühe, den flach auslaufenden Col zu erreichen. Danach können wir dann den Lohn der ganzen Mühen einfahren, über 20 Kilometer bolzen wir mit der Unterstützung des kräftigen Rückenwindes mit 45 – 55 Sachen hinunter nach St. Paul-de-Fenouillet. Im Ortskern biegen wir an der Ampel links ab in eine kleine Straße, die mit Gorge de Galamus ausgeschildert ist. Die letzten 10 Kilometer heißt es noch einmal klettern, jedoch werden wir durch einen schönen Rückblick auf die Ebene von St. Paul entschädigt und natürlich durch die Gorge de Galamus und ihre atemberaubende Straße, die hoch oben im Felsen am Rande des Abgrundes zurück nach Cubières führt. Diese Straße gehört zu den beeindruckendsten Strecken, die man hier im Umkreis fahren kann. Die Straße ist so schmal, dass zwei Autos nicht aneinander vorbei fahren können. Im Sommer wird der Verkehr abwechselnd geregelt und es kann schon einmal vorkommen, daß man 30 Minuten warten muß. Als Fahrradfahrer hat man es da natürlich besser, aber habt aller größte Vorsicht vor dem Wind! Durch die Verengung der Schlucht werden hier enorme Windgeschwindigkeiten erreicht, zudem weht es sehr unregelmäßig und böig. Ich habe selbst schon miterlebt, wie ein Radfahrer einfach umgeblasen wurde und wenn der noch etwas näher am Abgrund gefahren wäre ...! Haltet euch vom Abgrund fern und fahrt auf der Hangseite! Besonders enge Kurven ganz vorsichtig anfahren oder besser sogar absteigen! Es ist richtig gefährlich und die Verwaltung überlegt zur Zeit, die Straße bei starkem Wind vollständig zu sperren. Man sollte sich also rechtzeitig erkundigen, sonst geht es nur über einen riesigen Umweg nach Cubières zurück.

Am Eingang zur Schlucht liegt gegenüber dem Parkplatz die Einsiedelei St. Antoine-de-Galamus mitten in der Felswand, ein unglaublicher Anblick. Zu erreichen ist der Ort mit seiner seltsamen Höhlenkirche über einen 15-minütigen Fußweg vom Parkplatz und von hinten durch einen Tunnel durch den Felsen. Das sollte man sich unbedingt bei Gelegenheit mal anschauen.


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