Von Cubières-sur-Cignoble starten wir auf der D14 Richtung Bugarach über den kleinen
Col de Bancarel.
Nach kurzer Abfahrt geht es direkt hinauf zum höchsten Punkt der heutigen Rundfahrt, dem Col de Linas
auf 680m. Der Anstieg ist nicht sonderlich steil und führt
durch dichten Wald,
was besonders an heißen Tagen recht angenehm ist. Eigentlich war für heute Sonne angekündigt, aber auf der
anderen Seite des Col de Linas ist
alles in Wolken gehüllt.
Ob das mal gut geht?
Hinter Bugarach geht es weiter abwärts im Tal der Blanque, die kurz vor Rennes-les-Bains in die Sals mündet.
Wir passieren rechts unten am Fluß den schnuckeligen Weiler
la Viallasse mit einer alten Brücke
und erreichen den kleinen
Kurort Rennes-les-Bains,
der dank seiner heißen Quellen vom Bädertourismus lebt. Man wundert sich hier vielleicht, wie hoch die
Brücken und Häuser über dem kleinen Flüßchen gebaut sind, aber das kann auch anders aussehen. Im
September 1992 hat die Sals schlimme Überschwemmungen angerichtet und Rennes-les-Bains zu einem großen
Teil verwüstet.
Es geht weiter abwärts das Salstal hinunter bis
Couiza,
der Hauptstadt des gleichnamigen Kantons mit einem Chateau aus dem 16. Jahrhundert, das mit seinem
quadratischen Grundriß und den vier Ecktürmen stark an den
Donjon von Arques (siehe Tour 1)
erinnern, wenn auch mit gänzlich anderen Proportionen. In Couiza geht es hoch nach
Rennes-le-Château,
dem ersten Tagesziel. Der Anstieg über knapp 300 hm ist etwa 4,7 km lang und damit im Durchschnitt 6% steil.
Belohnt wird die Mühe durch eine
schöne Aussicht
in das Tal der Aude und ein kleines Dorf mit einem mythischen Ruf und einer außergewöhnlichen Geschichte.
Vom historischen Gesichtspunkt her war der Ort unter dem Namen Rhedae die Hauptstadt des westgotischen
Königreiches Rades, bis er 1170 durch den König von Aragon zerstört wurde. Interessanter aber ist die
merkwürdige Geschichte um den Pater Saunière, der Mitte des 19. Jahrhunderts hier gewirkt hat und
praktisch über Nacht zu einem sagenhaften Reichtum gelangt ist. Seitdem zieht der Ort alle Arten von
Schatzsuchern magisch an und heute muß die Verwaltung am Ortseingang extra darauf hinweisen, daß
Grabungen im Dorf untersagt
sind. Also begnügen wir uns mit einer kleinen Rundfahrt durch das Dorf und schauen uns den
Magdala-Turm
an, den der Pater neben vielen anderen Gebäuden von seinem Schatz bauen ließ und die seltsame
Magdalenenkirche
mit ihren merkwürdigen Symbolen und Skulpturen.
Rennes-le-Château liegt oben auf dem kleinen Gipfelplateau, das habe ich euch natürlich nicht gesagt, daß
ihr jetzt den selben Weg zurück nach Couiza fahren müßt. Ist aber so, wir lassen uns wieder hinab nach
Couiza rollen und halten uns dort Richtung Espéraza und weiter Richtung Fa und Rouvenac.
Hinter Rouvenac
beginnt der Aufstieg zum Col des Tougnets, der sich mit 240 hm über 7 km aber gut hoch drücken läßt.
Der Col selber oben an
der Straßenkreuzung nach Puivert
ist nicht als solcher ausgewiesen zählt aber trotzdem als offizieller Col, da er in der Karte eingetragen
ist. Die nächsten 3 km geht es hinunter nach Puivert und dann biegen wir um eine Linkskurve und plötzlich
liegt das Château von Puivert
fast auf Augenhöhe
vor uns. Langsam pirschen wir uns an das
Château
heran und
umrunden es
fast einmal. Die Schloßherren von Puivert hatten sich im 12. Jahrhundert dem Katharismus verschrieben und
so war die Burg wie die anderen Katharerburgen ein bevorzugtes Angriffsziel der katholischen Truppen
während der Albingenser-Kreuzzüge. Nach nur drei Tagen Belagerung wurde die Burg 1210 erobert und
teilweise zerstört, 100 Jahre später wurde sie durch ihre neuen Besitzer restauriert und erhielt ihre
heutige Gestalt.
Im Dorf Puivert erreichen wir die breite D117, der wir
leicht ansteigend in Richtung Quillan
folgen. Hier liegt etwas außerhalb des Dorfes auch der Zugang zum Château. Ich habe einmal versucht hinauf
zur Burg zu fahren, aber der Weg ist in einem äußerst schlechten Zustand und extrem steil und macht
keinen richtigen Spaß. Das Château sollte man lieber besuchen, wenn man einmal mit dem Auto unterwegs ist.
Nach etwa 11 km erreichen wir den
Col de Portel
auf 601 m und
in rasender Abfahrt
geht es 300 hm
hinunter nach Quillan.
Im Hintergrund sieht man während der Abfahrt bereits den Pierre Lys, jenen
schroffen Einschnitt,
den der Fluß Aude hinter Quillan
ins Gebirge geschnitten
hat und durch den wir gleich fahren werden. Die Schlucht ist 2 km lang und an seiner engsten Stelle
20 Meter breit, die
schroffen Felshänge
stehen
senkrecht wie Mauern
über 300 Meter hoch. Dieser Abschnitt der Aude ist ein Paradies für den etwas wilderen Wassersport, wie
Kajak, Wildwasserschwimmen, Rafting und auch für Kletterer und Freeclimber.
Hinter dem Defilé de Pierre Lys geht es noch einmal leicht hoch zum
Col Camperié,
aber wir haben Glück, der Wind kommt von Westen und hier im Tal der Aude weht er immer besonders kräftig.
Wir haben deshalb keine große Mühe, den flach auslaufenden Col zu erreichen. Danach können wir dann den
Lohn der ganzen Mühen einfahren, über
20 Kilometer bolzen
wir mit der Unterstützung des kräftigen Rückenwindes mit 45 – 55 Sachen hinunter nach St. Paul-de-Fenouillet.
Im Ortskern biegen wir an der Ampel links ab in eine kleine Straße, die mit Gorge de Galamus ausgeschildert
ist. Die letzten 10 Kilometer heißt es noch einmal klettern, jedoch werden wir durch einen schönen
Rückblick auf die Ebene von St. Paul
entschädigt und natürlich durch die
Gorge de Galamus
und ihre
atemberaubende Straße,
die
hoch oben
im Felsen
am Rande
des
Abgrundes
zurück nach Cubières führt. Diese Straße gehört zu den beeindruckendsten Strecken, die man hier im
Umkreis fahren kann. Die Straße ist so schmal, dass zwei Autos nicht aneinander vorbei fahren können.
Im Sommer wird der Verkehr abwechselnd geregelt und es kann schon einmal vorkommen, daß man 30 Minuten
warten muß. Als Fahrradfahrer hat man es da natürlich besser, aber habt aller größte Vorsicht vor dem
Wind! Durch die Verengung der Schlucht werden hier enorme Windgeschwindigkeiten erreicht, zudem weht
es sehr unregelmäßig und böig. Ich habe selbst schon miterlebt, wie ein Radfahrer einfach umgeblasen
wurde und wenn der noch etwas näher am Abgrund gefahren wäre ...! Haltet euch vom Abgrund fern und fahrt
auf der Hangseite! Besonders enge Kurven ganz vorsichtig anfahren oder besser sogar absteigen! Es ist
richtig gefährlich und die Verwaltung überlegt zur Zeit, die Straße bei starkem Wind vollständig zu
sperren. Man sollte sich also rechtzeitig erkundigen, sonst geht es nur über einen riesigen Umweg nach
Cubières zurück.
Am Eingang zur Schlucht liegt gegenüber dem Parkplatz die
Einsiedelei St. Antoine-de-Galamus
mitten in der Felswand, ein unglaublicher Anblick. Zu erreichen ist der Ort mit seiner seltsamen
Höhlenkirche über einen 15-minütigen Fußweg vom Parkplatz und von hinten durch einen Tunnel durch den
Felsen. Das sollte man sich unbedingt bei Gelegenheit mal anschauen.
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