Tour 3: Rennradtour zu Col de Jau und Col de Roque-Jalère [130km 2390hm, H/K:18.4]

Karte der Tour zu Col de Jau und Col de Roque-Jalère Karte
Höhenprofil der Tour zu Col de Jau und Col de Roque-Jalère Höhenprofil
Streckenplan der Tour zu Col de Jau und Col de Roque-Jalère Streckenplan
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Der Col de Jau ist würdig genug, um auch von der Tour de France gefahren zu werden, zuletzt 2001 auf der Etappe von Perpignan nach Ax-les-Thermes. Damals wurde die etwas leichtere Südseite hochgefahren, dafür ist die Abfahrt auf der Nordseite unangenehmer. Es gibt dort viele enge Kurven, der Straßenbelag ist teilweise sehr schlecht und Steinschlag und Geröll von einem Steinbruch liegen schon mal auf der Straße. Also rollen lassen und bolzen ist hier nicht. Auf der Etappe 2001 erwischte es bei der Abfahrt prompt Bram de Groot, der über die Leitplanke stürzte und mit Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden mußte. Mit verwickelt in den Sturz war auch Sergej Iwanow, der sich einen Schlüsselbeinbruch zuzog. Beim Hochfahren sind enge Kurven eher angenehm und den Steinen auf der Straße läßt sich problemlos ausweichen. Wir fahren deshalb die steilere Nordseite hinauf und können dann dafür auf der Südseite richtig laufen lassen. Dort gibt es nämlich viele lange Abfahrtsrampen, auf denen man richtig Tempo machen kann.

Zunächst müssen wir aber von Cubières-sur-Cinoble, unserem gewohnten Startpunkt zum Fuß des Col de Jau bei Axat anfahren. Der kürzeste Weg dorthin ist durch die Gorge de Galamus nach St. Paul-de-Fenouillet und dann die D117 hinauf, die Verbindungsstraße zwischen Perpignan und Quillan. Alle anderen Strecken nach Axat kosten einen erheblichen Umweg an Kilometern und besonders auch an Höhenmetern, was wir uns bei der Schwere der geplanten Tour nicht antun wollen. Allerdings hat diese Strecke zwei Nachteile: Einmal ist es die Hauptverbindung in Ost – West Richtung und damit relativ verkehrsreich. Ich fand es wochentags in der Nebensaison aber problemlos machbar. Das größere Problem ist der Wind. Im Tal der Boulzane, durch das die D117 meistenteils führt gibt es zwei Hauptwindrichtungen: talabwärts nach Osten und talaufwärts nach Westen. Wir müssen talaufwärts und wenn dort der Wind ins Gesicht bläst, laßt es bleiben, es ist nur Quälerei! Sucht euch eine andere, windgeschütztere Tour aus. Wenn ihr dagegen Rückenwind habt, nichts wie los! Dann fliegt man die 23 Kilometer bis Axat. Bei Lapradelle rauscht die Katharerburg von Puilaurens hoch oben auf einem steilen Felsen gelegen an uns vorbei. Die steile Auffahrt dort hinauf sind wir in Tour 1 schon hinaufgefahren.

Nach diesem Geschwindigkeitsrausch (besonders, wenn man in einer Gruppe fährt und kreiseln kann) kommen wir hinter Axat zu einem weiteren Höhepunkt der Tour, den Gorges de St. Georges. Die Aude hat hier von Süden kommend eine schmale tiefe Schlucht in den Berg geschnitten. Zum Glück, denn durch diese Schlucht müssen wir, um zum Col de Jau zu gelangen, es gibt keinen anderen Weg. Hinter der Schlucht geht es links ab und hier beginnt die eigentliche Auffahrt zum Col de Jau. Gute 18 Kilometer Anstieg und 1030 Höhenmeter liegen vor uns!

Bis zum kleinen Dorf St. Colombe-sur-Guette geht es noch sehr moderat zu, aber hinter dem Dorf folgt direkt die steilste Passage des Anstiegs: über 2.8 Kilometer geht es im Durchschnitt 8.3% hinauf mit Spitzen von 12%. An der Brücke überqueren wir die Guette, der weitere Verlauf ist mehr oder weniger gleichmäßig, aber weniger steil. Es geht durch Wald und Wiesen, immer an der Aiguette, einem netten kleinen Gebirgsbach entlang. Erst kurz vor Erreichen des Passes öffnet sich der Wald zu einer Almwiese, auf der oft Pferde und Schafe weiden. Hier lohnt es sich auf jeden Fall ein Photo mit dem obligatorischen Passschild zu machen. Von hier aus können wir auch schon einmal in das Tal der Castellane hinab schauen, in das wir uns jetzt stürzen. Die nächsten 22 Kilometer geht es nur abwärts, es darf Tempo gemacht werden. Im oberen Teil gibt es noch einige langezogene Serpentinen, die sich aber alle sehr gut fahren lassen.

Schon im unteren Teil taucht der Ort Mosset auf, für mich einer der am schönsten gelegenen Orte in der Region. Das Dörfchen rund um das Chateau von 1175 ist wunderschön restauriert und hat seinen festungsartigen Charakter weitgehend behalten. Den richtigen Eindruck bekommt man aber, wenn man Mosset auf der anderen Seite schon wieder verlassen hat und von unten noch einmal hinauf blickt. Weiter unten geht es durch Molitg-les-Bains, wie der Name schon vermuten läßt, ein Thermalbad. Ebenfalls wunderschön gelegen klebt dieser Ort am steilen Hang der Castellane.

Kurz hinter Molitg erwartet uns die zweite Herausforderung des Tages, der Col de Roque-Jalère. Es geht elf Kilometer und knapp 600 Höhenmeter aufwärts, was einem Durchschnitt von 5.4% entspricht. Und diese Prozente sind ziemlich gleichmäßig verteilt, was den Roque-Jalère angenehm zu fahren macht. Außerdem bieten sich unterwegs phantastische Ausblicke auf das Canigou Massiv und Prades. Obwohl dies ein stattlicher Pass ist und er auf der Karte auch als solcher bezeichnet ist, fehlt das sonst übliche Passschild. Statt dessen gibt es nur ein Hinweisschild auf die Kantonsgrenze. Na ja, den haben wir aber trotzdem im Sack und niemand kann ihn uns wieder nehmen.

Wir fahren auf der anderen Seite hinab in Richtung Sournia, zunächst kurz durch Wald und dann durch eine karge Fels- und Buschlandschaft. Die Felsklötze liegen hier herum, als wenn Riesen damit Billard gespielt hätten. Manche haben seltsame Formen, die Beeindruckendsten haben sogar Namen. Hinter Sournia geht es noch einmal ein kurzes Stück hinauf und dann mehr oder weniger bergab nach St. Paul-de-Fenouillet. Das heißt aber leider nicht, dass wir so kurz vor dem Ziel auf diesem Teil der Strecke ausrollen lassen können, denn der Wind, der uns morgens das Boulzane-Tal hinaufgetrieben hat drückt uns jetzt erbarmungslos ins Gesicht. Die Straße zwischen Prats-de-Sournia und St. Paul ist nämlich dem Wind extrem ausgesetzt. Zum Glück geht es leicht bergab, das macht es etwas erträglicher. Aber mit Gottes Hilfe schaffen wir auch diese Herausforderung und erreichen schließlich St. Paul-de-Fenouillet. Von dort brauchen wir nur noch durch die Gorge de Galamus (Vorsicht bei Wind!) nach Cubières-sur-Cinoble hinaufzurollen. Diese letzten 200 Höhenmeter machen uns dann auch nichts mehr aus.


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