Das eigentliche Weinbaugebiet der Appelation Corbières
liegt im Nordosten unseres Einzugsgebiets im Departement Aude südlich der Achse Narbonne –
Carcassone. Die Appelation Fitou liegt um das gleichnamige Dorf nahe des Etang de Leucate.
Heute wollen wir uns mal anschauen, wo der gute Rotwein hergestellt wird, den wir hier
jeden Abend vorgesetzt bekommen. Die Weinberge liegen bis zu einer Höhe von 500m, das heißt
es wird durchaus etwas rauf und runter gehen.
Wir starten in Cubières-sur-Cinoble zunächst den bekannten Weg über den Col d’en Guilhem
in Richtung Soulatgé und Duilhac-sous-Peyrepertuse. Bevor es zum kleinen Col de Grès hochgeht
biegen wir aber links ab und fahren durch den kleinen Ort
Rouffiac, überqueren die Verdouble und gelangen
auf eine kleine Straße, die durch einsame Wälder
führt, die uns die nächsten 10 Kilometer bis nach Montgaillard bringt. Es geht fast stetig
aufwärts, zunächst nicht sehr steil, der letzte Kilometer vor dem Pass hat es aber dann in
sich und der Steigungsmesser zeigt stellenweise bis 15% an. Der Scheitelpunkt wird auf 560m
Höhe erreicht, ist aber weder durch ein Schild noch auf der Karte als Pass gekennzeichnet,
obwohl wir hier den höchsten Punkt dieser Etappe erreicht haben. Ein vergessener Pass tief in
den Wäldern! Auf der Abfahrt fahren wir an Montgaillard
vorbei hinunter ins Tal der Torgan nach Maisons. Hinter Maisons in Richtung Pailarac kommen
wir an einer Katakombe vorbei, weit entfernt
vom Dorf und dem Friedhof. Seltsamer Anblick, diese alte Gruft mitten in der Wildnis.
Bevor wir in das Weinbaugebiet der Corbières kommen müssen wir noch drei kleine Cols
überwinden, zunächst den Col de Ferréol mit 120 Hm.
Hinter dem alten Palairac mit vielen schönen Bruchsteinhäusern
folgt der Col de la Gineste mit 105 Hm, der
anscheinend als Müllkippe von Pailarac benutzt wird und schließlich noch der
Col d’Amiel mit 70 Hm, von dem man dann einen
ersten Blick auf die Weinberge von Quintillan
hat. Und dann geht es richtig hinein in den Wein
hinunter nach Cascastel-des-Corbières. Viele Dörfer hier tragen den bekannten Namen der
Appellation im Namen. Überall wird in großen Tafeln
auf den Wein hingewiesen.
Kurz vor der eindrucksvollen Schlucht von
Montplaisir steht ein einsamer Hund auf der Straße. Es ist ein
Jagdhund, der sich wohl verlaufen hat und
jetzt auf eine Mitfahrgelegenheit nach Hause wartet. Besonders zur Jagdzeit im Herbst und im
Frühjahr trifft man häufig auf herrenlose Hunde, das Jagen ist eine große Leidenschaft der
Franzosen.
Eigentlich wollte ich aber zur Ermitage St. Victor auf 422 m Höhe hinauffahren, die Abfahrt
habe ich wohl verpaßt. Ich fahre also zurück und treffe nach einem Kilometer auf die gesuchte
Abzweigung. Ein kleines Schild verweist auf die Ermitage mit dem Hinweis Sentier Pedestre
(Fußweg), was mich leicht stutzig macht. Der Zustand des kleinen Weges wird dann allerdings
auch immer schlechter, die Asphalt freien Stücke werden immer zahlreicher, und die
verbliebene Teerdecke ist mit Geröll und Steinen übersät. Nachdem ich mich 1.5 Kilometer in
Schleichfahrt über diese Piste gequält habe, gebe ich auf. Ich vermute, der Straßenzustand
wird im weiteren Verlauf noch schlechter werden und der letzte Kilometer sieht auf der Karte
dazu ziemlich steil aus. Das will ich meinem Rad nicht zumuten. Ich drehe um und rolle ganz
vorsichtig zur Straße zurück.
Jetzt kann ich endlich wieder Tempo machen und es geht mit Höchstgeschwindigkeit hinunter
nach Ripaud wo die Schlucht der Berre
überquert wird. Das Wasser sieht sehr erfrischend aus und das
felsige Ufer bietet schöne Liege- und
Badegelegenheiten. Wir fahren weiter an der Berre
entlang bis nach Durban-Corbières. Fast jede
Brücke über die Berre oder über die Verdouble, die weiter südlich bei Tuchan fließt ist mit
einer Erinnerung an die Überschwemmungen des
Jahres 1999 ausgestattet, bei der fast alle Brücken zerstört wurden. Wir durchqueren
einen weiteren Ort, der die Corbières im Namen führt, Villeneuve-les-Corbières. Jetzt geht
es noch einmal hinauf zu einem Col mit gewaltigem Namen, dem
Col d’Extrême auf 251m Höhe (P038). Von
extrem kann aber wirklich keine Rede sein, im Gegenteil ist dieser Col sehr einfach zu
fahren: Eine gleichmäßige Steigung von etwas über 2%, dazu steht fast immer der Wind im
Rücken, dieser Col läßt sich bequem auf der Scheibe hinauffahren (wenn man sich bisher noch
nicht verausgabt hat). Oben auf dem Col wird auch das
Chateau d'Aguilar ausgeschildert, an
dem wir bei der Abfahrt bei Tuchan vorbeikommen. Bei Tuchan kommen wir in
weites offenes Gelände und hier pfeift mir
der Wind in Sturmstärke entgegen, ich habe fast Angst umgeweht zu werden von den Böen. Mit
Mühe schaffe ich den Abzweig nach Padern und bin froh als ich die Felskette des Roc Fourcat
hinter mich gebracht habe, die hier vom Tal der
Verdouble tief durchschnitten wird. Dahinter läßt der Wind deutlich nach und wenn die
alte Burg über Padern auftaucht läßt es sich
schon wieder viel entspannter fahren. Die letzten 250 Höhenmeter geht es in welligem Gelände
über die kleinen Pässe Col du Tribi (344m), Col de la Croix dessus (403m), Col de
Grés (408m) und Col d’en Guilhem (498m) zurück nach Cubières-sur-Cinoble. Hier hat
tatsächlich jeder kleine Buckel einen Namen und ein Paßschild!
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