Zu den spektakulärsten Katharerburgen gehören sicherlich
Peyrepertuse und Queribus. Sie liegen hoch oben auf ausgesetzten Felsen und von dort hat
man einen phantastischen Blick über die Corbières und in die Pyrenäen hinein. Beide Burgen
sind jeweils über kleine und äußerst steile Stichstraßen erreichbar und wir lassen es uns
nicht nehmen, beide Burgen auf einer Tour zu nehmen. Natürlich kann man sich den Genuß
auch einzeln an zwei Tagen antun, zumal wenn man vor hat, die Burgen auch zu besichtigen,
wenn man schon mal oben ist. Allerdings ist das mit Radschuhen und auch mit
Mountainbikeschuhen nicht ratsam, da von den Parkplätzen bis zu den Burgen noch ein gutes
Stück über felsige Wege zu klettern ist. Da sollte man schon ein paar gute Schuhe in der
Trikottasche mitnehmen (oder doch lieber mal mit dem Auto wiederkommen).
Wir fahren zunächst den üblichen Hausanstieg zum Col d’en Guilhem hinauf und weiter die
D14 in Richtung Soulatgé und Duilhac-sous-Peyrepertuse. Nachdem wir Duilhac durchquert
haben geht es rechts ab zu unserem ersten Ziel,
dem Chateau von Peyrepertuse. Drei Kilometer zeigt das Schild an, es sind in Wirklichkeit
vier und diese vier Kilometer haben es in sich, jeder Meter muß hier hart erarbeitet werden.
Ein Schnitt von 8.8% und mehrere Spitzen von 18% sind schon eine echte Herausforderung.
Oben angekommen können wir Atem schöpfen und den wunderschönen Ausblick in das
Tal der Verdouble genießen. Tief unten
schlängelt sich die Straße, die wir gerade
hinaufgefahren sind durch den trockenen Wald. Die
Burg erscheint hier so nahe, aber wie schon gesagt sind es noch etwa 20 Minuten Fußweg
bis zum Burgtor.
Es hilft nichts, dies ist leider kein Col, von dem es auf der anderen Seite wieder hinab
geht, nein, wir müssen den gleichen Weg wieder hinunter fahren nach Duilhac. Also noch mal
Bremsen kontrolliert und Abflug!
Wieder unten in Duilhac angekommen folgen wir der D14 weiter nach
Cucugnan, einem malerischen Dorf mit alter,
schön restaurierter Bausubstanz, ziemlich touristisch aber durchaus sehenswert. Das Dorf
ist in ganz Frankreich bekannt durch eine amüsante Kurzgeschichte von Alphonse Daudet
über den Dorfpfarrer, der seine verirrten Schäflein durch die überaus lebhafte Beschreibung
der Höllenqualen, die angeblich auf alle vom Glauben Abgefallenen warten wieder in seine
Kirche lockt. Im Sommer wird diese Geschichte in einem kleinen Saal aufgeführt (20 min)
und wer sich das anschauen möchte kann mit dem Eintrittsticket gleichzeitig unseren
nächsten Höhepunkt, die Katharerburg Queribus besichtigen, die zur Gemeinde Cucugnan gehört.
Dort hinauf wollen wir und wem der Aufstieg zum Chateau de Peyrepertuse zu leicht war, kann
sich hier noch einmal testen, es wird noch mal etwas steiler. Etwa 3.5 Kilometer sind es
von Cucugnan hinauf mit einer Durschnittssteigung von 9.2%. Hört sich ja noch einfach an,
allerdings ist die Steigung zweigeteilt: die ersten zwei Kilometer zum Grau de Maury geht
es mit schlappen 6.5% hinauf, von dort geht die Stichstraße die letzten 1,5 Kilometer
entsprechend steiler hoch. Ich nenne mal keine Durschnittssteigung, ich will ja niemanden
erschrecken, es steht allerdings ein
aussagekräftiges Schild am Beginn der
Stichstraße. Die Straße endet oben auf einem
Parkplatz unterhalb der
Burg wo man schon mal von applaudierenden
Franzosen empfangen wird. Von hier oben sieht die Straße gar nicht mehr so
bedrohlich steil aus, allerdings wird die
Abfahrt dann richtig anstrengend, da man so weit nach unten über dem Lenker liegt, das man
Angst um sein Genick haben muß, wenn man nach vorne schauen will. Wieder zurück am Pass
Grau de Maury sollte man anhalten und mal ausprobieren ob sich der Kopf noch bewegen läßt.
Außerdem hat man von hier aus einen der schönsten Aussichten der ganzen Umgebung.
Nach Süden hat man einen weiten Blick über das Tal,
das den natürlichen Übergang zwischen Corbières im Norden und den Fenouillèdes im Süden
bildet. Dieser Einschnitt erstreckt sich in Ost- West Richtung über fast 60 Kilometer von
Perpignan bis nach Quillan. Bei gutem Wetter ragen hinter den Hügeln der Fenouillèdes die
Schnee bedeckten Gipfel der Pyrenäen auf,
ein phantastischer Anblick.
Die Abfahrt hinunter nach Maury ist ein Highlight für Geschwindigkeitsspezialisten.
Eine gut asphaltierte Straße und nur wenige lang gezogene Kurven machen es möglich hier
auf Geschwindigkeiten von 70 – 80 km/h zu kommen, allerdings sollte man bei Wind
aufpassen, besonders im unteren Bereich. Der Südwesten Frankreichs gehört zu den
windigsten Gegenden des Landes und heute ist leider so ein Tag, an dem es nur so um die
Ohren braust. Da habe ich Mühe, nicht von einer Böe auf die Straße gerissen zu werden.
Unten erreichen wir die Weinfelder von Maury, deren dunkle süßliche Weine eine eigene
Appelation im Roussillon bilden. Wir überqueren die D117 und fahren auf der anderen Seite
das Tal wieder hinauf in Richtung
Lesquerde, einem anderen Weindorf, wo es
den besten Rosé des Roussillon geben soll. Jetzt im Frühjahr ist hier nichts los, kein
Mensch auf der Straße, selten kommt ein Auto hier hinauf und
die Hunde lassen sich durch nichts und
niemanden aus der Ruhe bringen.
Von Lesquerde geht es hinab an die Agly, die hier bei St. Paul von der Gorge de Galamus
kommend auch auf dieser Seite einen tiefen, allerdings nicht ganz so spektakulären
Einschnitt in die Felsen geschnitten hat.
Wir folgen der Agly flußabwärts etwa 4 Kilometer, dann
zweigt eine kleine Straße rechts ab,
ohne Ausschilderung. Diese nehmen wir, es geht einen kleinen, schlecht asphaltierten Weg,
der aber durchaus noch mit dem Rennrad zu befahren ist steil hinauf. Nach 200 Höhenmetern
erreichen wir oben die D7, die uns weiter durch Weinfelder in Richtung Sournia führt, das
Canigou Massiv im Blick. So herrlich die
Sonne auch scheint, heute weht ein erbarmungsloser Wind, und natürlich immer von vorne,
der jeden Tritt zur Qual macht. Das ist auf den
schönen Fotos natürlich nicht zu sehen.
Ein paar Kilometer weiter treffen wir auf das
Chateau von le Vivier, das aber weit weniger
spektakulär ist als die beiden Katharerburgen Peyrepertuse und Queribus und eigentlich nur
aus einer Ruine besteht. Hinter le Vivier halten wir uns Richtung Caudiès-de-Fenouillèdes
und kämpfen uns den Col de Mas hinauf. Der ist allerdings überhaupt nicht steil von dieser
Seite, aber der Wind ... Ein Paßschild gibt es
hier nur für Wanderer.
Nach zwei Kilometer Abfahrt liegen vor uns ein weiteres Château, von dem auch nicht viel
mehr als eine Ruine geblieben ist: Das Château
Saint-Pierre mit einem Außenposten, dem
Castel Sabarda bei Fenouillet. Der
Vicomte de Fenouillet nahm wie viele andere Adlige der Region Partei gegen die Kirche und
stand auf der Seite der Katharer. Prompt wurde ihm und seiner Sippe ihr schönes Schlößchen
nach dem Sieg der Katholischen abgenommen.
Wir machen uns weiter und können jetzt die
wunderbare Abfahrt hinunter nach
Caudiès-de-Fenouillèdes genießen, vorbei an der Kirche Notre-Dame de Laval mit
wunderschönen Ausblicken auf das Boulzane-Tal.
In Caudiès-de-Fenouillèdes überqueren wir die Hauptstraße und fahren durch Weinfelder nach
Prugnanes, einem kleinen einsam gelegenen
Weindorf abseits der D117. Von Prugnanes geht es abwärts bis hinunter zur D117, auf der
wir, endlich mal mit Rückenwind nach St. Paul hinauf fahren. Leider sind das nur zwei
Kilometer und dann beginnt der Kampf gegen den Wind aufs neue, wenn wir in St. Paul aus
dem Tal nach Norden in Richtung Gorges de Galamus hinausfahren. Am kleinen Sportflugplatz
von St. Paul zu guter letzt der fotografische Beweis für die erlittenen Qualen:
Die Windbänder stehen horizontal.
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