Tour 2: Tour des Châteaux [94km 1900hm, H/K:20.2]

Karte der Tour zu den Châteaux Peyrepertuse und Queribus Karte
Höhenprofil der Tour zu den Châteaux Peyrepertuse und Queribus Höhenprofil
Streckenplan der Tour zu den Châteaux Peyrepertuse und Queribus Streckenplan
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Zu den spektakulärsten Katharerburgen gehören sicherlich Peyrepertuse und Queribus. Sie liegen hoch oben auf ausgesetzten Felsen und von dort hat man einen phantastischen Blick über die Corbières und in die Pyrenäen hinein. Beide Burgen sind jeweils über kleine und äußerst steile Stichstraßen erreichbar und wir lassen es uns nicht nehmen, beide Burgen auf einer Tour zu nehmen. Natürlich kann man sich den Genuß auch einzeln an zwei Tagen antun, zumal wenn man vor hat, die Burgen auch zu besichtigen, wenn man schon mal oben ist. Allerdings ist das mit Radschuhen und auch mit Mountainbikeschuhen nicht ratsam, da von den Parkplätzen bis zu den Burgen noch ein gutes Stück über felsige Wege zu klettern ist. Da sollte man schon ein paar gute Schuhe in der Trikottasche mitnehmen (oder doch lieber mal mit dem Auto wiederkommen).

Wir fahren zunächst den üblichen Hausanstieg zum Col d’en Guilhem hinauf und weiter die D14 in Richtung Soulatgé und Duilhac-sous-Peyrepertuse. Nachdem wir Duilhac durchquert haben geht es rechts ab zu unserem ersten Ziel, dem Chateau von Peyrepertuse. Drei Kilometer zeigt das Schild an, es sind in Wirklichkeit vier und diese vier Kilometer haben es in sich, jeder Meter muß hier hart erarbeitet werden. Ein Schnitt von 8.8% und mehrere Spitzen von 18% sind schon eine echte Herausforderung. Oben angekommen können wir Atem schöpfen und den wunderschönen Ausblick in das Tal der Verdouble genießen. Tief unten schlängelt sich die Straße, die wir gerade hinaufgefahren sind durch den trockenen Wald. Die Burg erscheint hier so nahe, aber wie schon gesagt sind es noch etwa 20 Minuten Fußweg bis zum Burgtor.

Es hilft nichts, dies ist leider kein Col, von dem es auf der anderen Seite wieder hinab geht, nein, wir müssen den gleichen Weg wieder hinunter fahren nach Duilhac. Also noch mal Bremsen kontrolliert und Abflug!

Wieder unten in Duilhac angekommen folgen wir der D14 weiter nach Cucugnan, einem malerischen Dorf mit alter, schön restaurierter Bausubstanz, ziemlich touristisch aber durchaus sehenswert. Das Dorf ist in ganz Frankreich bekannt durch eine amüsante Kurzgeschichte von Alphonse Daudet über den Dorfpfarrer, der seine verirrten Schäflein durch die überaus lebhafte Beschreibung der Höllenqualen, die angeblich auf alle vom Glauben Abgefallenen warten wieder in seine Kirche lockt. Im Sommer wird diese Geschichte in einem kleinen Saal aufgeführt (20 min) und wer sich das anschauen möchte kann mit dem Eintrittsticket gleichzeitig unseren nächsten Höhepunkt, die Katharerburg Queribus besichtigen, die zur Gemeinde Cucugnan gehört. Dort hinauf wollen wir und wem der Aufstieg zum Chateau de Peyrepertuse zu leicht war, kann sich hier noch einmal testen, es wird noch mal etwas steiler. Etwa 3.5 Kilometer sind es von Cucugnan hinauf mit einer Durschnittssteigung von 9.2%. Hört sich ja noch einfach an, allerdings ist die Steigung zweigeteilt: die ersten zwei Kilometer zum Grau de Maury geht es mit schlappen 6.5% hinauf, von dort geht die Stichstraße die letzten 1,5 Kilometer entsprechend steiler hoch. Ich nenne mal keine Durschnittssteigung, ich will ja niemanden erschrecken, es steht allerdings ein aussagekräftiges Schild am Beginn der Stichstraße. Die Straße endet oben auf einem Parkplatz unterhalb der Burg wo man schon mal von applaudierenden Franzosen empfangen wird. Von hier oben sieht die Straße gar nicht mehr so bedrohlich steil aus, allerdings wird die Abfahrt dann richtig anstrengend, da man so weit nach unten über dem Lenker liegt, das man Angst um sein Genick haben muß, wenn man nach vorne schauen will. Wieder zurück am Pass Grau de Maury sollte man anhalten und mal ausprobieren ob sich der Kopf noch bewegen läßt. Außerdem hat man von hier aus einen der schönsten Aussichten der ganzen Umgebung. Nach Süden hat man einen weiten Blick über das Tal, das den natürlichen Übergang zwischen Corbières im Norden und den Fenouillèdes im Süden bildet. Dieser Einschnitt erstreckt sich in Ost- West Richtung über fast 60 Kilometer von Perpignan bis nach Quillan. Bei gutem Wetter ragen hinter den Hügeln der Fenouillèdes die Schnee bedeckten Gipfel der Pyrenäen auf, ein phantastischer Anblick.

Die Abfahrt hinunter nach Maury ist ein Highlight für Geschwindigkeitsspezialisten. Eine gut asphaltierte Straße und nur wenige lang gezogene Kurven machen es möglich hier auf Geschwindigkeiten von 70 – 80 km/h zu kommen, allerdings sollte man bei Wind aufpassen, besonders im unteren Bereich. Der Südwesten Frankreichs gehört zu den windigsten Gegenden des Landes und heute ist leider so ein Tag, an dem es nur so um die Ohren braust. Da habe ich Mühe, nicht von einer Böe auf die Straße gerissen zu werden. Unten erreichen wir die Weinfelder von Maury, deren dunkle süßliche Weine eine eigene Appelation im Roussillon bilden. Wir überqueren die D117 und fahren auf der anderen Seite das Tal wieder hinauf in Richtung Lesquerde, einem anderen Weindorf, wo es den besten Rosé des Roussillon geben soll. Jetzt im Frühjahr ist hier nichts los, kein Mensch auf der Straße, selten kommt ein Auto hier hinauf und die Hunde lassen sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen.

Von Lesquerde geht es hinab an die Agly, die hier bei St. Paul von der Gorge de Galamus kommend auch auf dieser Seite einen tiefen, allerdings nicht ganz so spektakulären Einschnitt in die Felsen geschnitten hat. Wir folgen der Agly flußabwärts etwa 4 Kilometer, dann zweigt eine kleine Straße rechts ab, ohne Ausschilderung. Diese nehmen wir, es geht einen kleinen, schlecht asphaltierten Weg, der aber durchaus noch mit dem Rennrad zu befahren ist steil hinauf. Nach 200 Höhenmetern erreichen wir oben die D7, die uns weiter durch Weinfelder in Richtung Sournia führt, das Canigou Massiv im Blick. So herrlich die Sonne auch scheint, heute weht ein erbarmungsloser Wind, und natürlich immer von vorne, der jeden Tritt zur Qual macht. Das ist auf den schönen Fotos natürlich nicht zu sehen. Ein paar Kilometer weiter treffen wir auf das Chateau von le Vivier, das aber weit weniger spektakulär ist als die beiden Katharerburgen Peyrepertuse und Queribus und eigentlich nur aus einer Ruine besteht. Hinter le Vivier halten wir uns Richtung Caudiès-de-Fenouillèdes und kämpfen uns den Col de Mas hinauf. Der ist allerdings überhaupt nicht steil von dieser Seite, aber der Wind ... Ein Paßschild gibt es hier nur für Wanderer.

Nach zwei Kilometer Abfahrt liegen vor uns ein weiteres Château, von dem auch nicht viel mehr als eine Ruine geblieben ist: Das Château Saint-Pierre mit einem Außenposten, dem Castel Sabarda bei Fenouillet. Der Vicomte de Fenouillet nahm wie viele andere Adlige der Region Partei gegen die Kirche und stand auf der Seite der Katharer. Prompt wurde ihm und seiner Sippe ihr schönes Schlößchen nach dem Sieg der Katholischen abgenommen.

Wir machen uns weiter und können jetzt die wunderbare Abfahrt hinunter nach Caudiès-de-Fenouillèdes genießen, vorbei an der Kirche Notre-Dame de Laval mit wunderschönen Ausblicken auf das Boulzane-Tal. In Caudiès-de-Fenouillèdes überqueren wir die Hauptstraße und fahren durch Weinfelder nach Prugnanes, einem kleinen einsam gelegenen Weindorf abseits der D117. Von Prugnanes geht es abwärts bis hinunter zur D117, auf der wir, endlich mal mit Rückenwind nach St. Paul hinauf fahren. Leider sind das nur zwei Kilometer und dann beginnt der Kampf gegen den Wind aufs neue, wenn wir in St. Paul aus dem Tal nach Norden in Richtung Gorges de Galamus hinausfahren. Am kleinen Sportflugplatz von St. Paul zu guter letzt der fotografische Beweis für die erlittenen Qualen: Die Windbänder stehen horizontal.


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