Der Radtouristikverband des Departements Pyrénnes-Orientale und der Radsportverein von
Le Boulou hatten eine Radtouristikfahrt organisiert, an der ich teilnehmen wollte.
Le Boulou und das Techtal gehören zwar nicht mehr zu den Corbières und dem Katharerland,
aber ich hoffte, einige Bekannte wiederzusehen. Also startete ich um 8:30 Uhr in
Le Boulou
und fuhr zunächst einmal alleine los auf der D115 in Richtung Amélie-les-Bains. Die D115
ist leider die
Hauptverkehrsstraße im Tal der Tech
und dementsprechend
stark ist dort auch der Verkehr.
Entschädigt wird man allerdings durch den Anblick des
schneebedeckten Canigou,
der praktisch immer vor uns liegt. Im Techtal wird viel Weinbau betrieben und mancher
Weinbauer kann es auch zu einem
nicht ganz kleinen Château
bringen. Die heißen Quellen von
Amélie-les-Bains
wurden schon von den Römern für ihre Bäder genutzt. Als die Römer ab dem 5. Jahrhundert
von den Westgoten und anderen Völkern verdrängt wurden, wußten diese mit den Bädern
nichts anzufangen und ließen sie zerfallen. Erst zu Beginn des Mittelalters entwickelte
sich nach der Christianisierung unter dem Schutz des Klosters St. Marie die Stadt
Amélie-les-Bains. Die Thermalbäder wurden aber erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder
restauriert und auf einen modernen Stand gebracht.
Wir verlassen jetzt zum Glück die breite D115 und
überqueren die Tech
auf einer ruhigeren Straße, die uns hinauf zu dem Ort
Palalda
führt, der über dem Techtal im Hang liegt. Weiter geht es hinauf auf einer
kleinen ruhigen Straße,
und die ersten Radfahrer werden auch eingeholt. An der nächsten Kreuzung, die auch Borne
Michelin genannt wird haben wir den Aufstieg zunächst einmal beendet und fahren die D15
hinunter nach Reynes. Und hier
im Tal der Ample,
einem Nebenfluß der Tech, kommt wieder der ganze Reiz des Fahrradfahrens in Südfrankreich
zur Geltung:
Natur pur, einsame Sträßchen, Ursprünglichkeit.
Wir erreichen den
kleinen Ort Le Vila,
von wo aus die einzige Herausforderung des Tages beginnt, der Aufstieg nach Taillet.
Die nächsten zehn Kilometer geht es mit 5.1% aufwärts. Unterwegs werden wir belohnt durch
einen
wunderbaren Blick über das Tal der Tech.
Die kleine Straße schraubt sich den Berg hinauf durch
Eichenwälder,
die hier aufgrund der wertvollen Korkrinde wirtschaftlich genutzt werden. Kurz vor
Erreichen von Taillet gibt es einen
Verpflegungsstand
mit allerlei Köstlichkeiten wie Kuchen, getrockneten Pflaumen und belegte Baguettes, wo
ich auf die
Gruppe um Roger und Gisèle
treffe. Die Überraschung ist natürlich groß und die nächsten zwanzig Kilometer fahren wir
zusammen.
In
Taillet
ist der Anstieg endlich bezwungen und es geht die nächsten zwanzig Kilometer wieder abwärts.
Es geht durch
Oms
zum Col de Llauro, den wir allerdings von oben erreichen und deshalb nicht als echten
Pass werten können. Kurz hinter dem Dorf Llauro fahre ich alleine weiter da die Gruppe
um Roger direkt über Vivès zurück nach Le Boulou fährt. Ich wollte aber die 80 Kilometer
Runde machen und fahre deshalb weiter die D615 bis Fourques. Der schönste Teil der Tour
liegt allerdings hinter mir, denn die restlichen 30 Kilometer geht es im Wesentlichen
über kleine Straßen
durch die
Weinberge,
die hier eher flache Weinfelder sind, und die Weindörfer des Roussillon. Diese eher platte
Landschaft ist allerdings nach meiner Meinung nicht mit dem Reiz der Corbières Weinberge zu
vergleichen.
Wir befinden uns hier im Gebiet der Katalanen auf französischer Seite und die Katalanen
sind mächtig stolz auf ihre spanische Verwandtschaft. Überall sieht man die
rot- gelben katalanischen Nationalfarben anstelle der französischen Tricolore, alle
Dörfer haben
neben dem französischen auch ihren katalanischen Namen.
Nach St Jean Lasseille geht es durch Brouilla und St. Génis-des-Fontaines zurück nach
Le Boulou, die letzten fünf Kilometer noch über die viel befahrene D115.
|